Gänse

Mich interessiert das Kreischen der Gänse
Ihr „V“, das am Himmel zerfällt

Unsortiert kreisen sie über dem Fluss

Mich interessiert das Blau, das sich im Wasser spiegelt 
Das Licht, das alles scharf umreißt
Der Strudel, der davoneilt

Ich frage mich, ob sie Kommunikationsschwierigkeiten haben

Mich interessieren die Wolken, die aussehen,
als hätte jemand einen Wattebausch zerrupft
und sorgsam über uns verteilt
Die knallroten Hagebutten,
wie Lippenstift in einem Wintergesicht
Und ich erinnere mich an die Raupe,
die erst zu Pampe wird in der Puppe,
bevor sie als Schmetterling losfliegen kann

Immer noch Chaos da oben 

Mich interessiert das Rosa, das als Blatt auf dem Weg liegt
Das Husten am anderen Ufer
Die Ruine, wo der Fluss sich teilt

Gibt es bessere Gänseschwärme als andere?

Mich interessieren die Kratzspuren auf der Erde
und der Hund, der mich an das Kuscheltier
meines Bruders erinnert, ein Husky

Analysieren sie ihren Flug, damit es beim nächsten Mal besser klappt?

Mich interessieren die zwei Menschen mit der Zigarette in der Hand und ich frage mich, ob mehr Wind oder mehr Rauch
in ihren Lungen  landet
Meine Finger werden kalt

Ein neues „V“. Sie fliegen weiter

Mich interessiert, dass es salzig riecht und die Frau,
die ein Foto von gefärbten Blättern macht,
vielleicht gleich verschickt?

Eine fliegt allein. Würde sie Gedichte schreiben?

Mich interessiert, dass die Gänse vor der Kälte fliehen
und wir hierbleiben
Ich stecke die Hände in die Taschen und gehe zurück

Eigentlich müsste ich auch eine Gans sein


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